„Wo vorher Wiese war, entsteht jetzt ein Garten.“

Interview mit Florian Rödiger, er ist Pädagoge und kümmert sich an der Schule Campus di Monaco, um den Dach- und Nachbarschaftsgarten, um Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Ihr seid als Schule seit 2022 in ­Neuperlach, was ist Euer Schulkonzept?

Unsere Schule ist eine private Montessori­schule mit dem Namen ­Campus di Monaco. Wir sind eine staatlich anerkannte Grund- und Mittelschule mit der Option bis zur Mittleren Reife. Bei uns gehen 321 Schüler*innen zur ­Schule und teilweise in den inklusiven Hort. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf Schüler*innen mit Flucht- und ­Migrationsgeschichte. Gegründet wurde der Campus di Monaco 2019 in den Räumen der Schlau-Schule in der Schwanthalerstraße. Wir sind seit 2022 langfristiger Mieter des Holzbaus, den die Eigentümer*innen des Gebäudes der Albert-Schweitzer-Straße 62−68 neu errichtet haben. Wir sind sehr froh, in Neuperlach angekommen zu sein.

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ­einen Gemeinschaftsgarten anzulegen?

Ein Großteil unserer Schüler*innen stammt aus sozioökonomisch benachteiligten ­Familien. Das bedeutet, dass sie ­seltener einen Garten haben und sie weniger ­Ausflüge machen, bei denen sie die Natur entdecken können. Da wir von unserem Dachgarten immer auf die wenig genutzte Rasenfläche neben unserem Schul­gebäude geschaut haben, kam uns langsam die Idee, dass da eine Chance schlummert. Auch wollen wir mit der Nachbarschaft in Kontakt kommen, dafür braucht man ja auch Anlässe. Zeitgleich hat uns das EU-Projekt Creating NEBourhoods Together mit dem Teilprojekt „Neuperlach isst grün” unterstützt, den Garten zu konzipieren und zu planen. So ist dann aus der Idee ein umsetzbares Konzept für einen Schul- und Nachbarschaftsgarten unter dem Titel „Hortus di Monaco” geworden. „Hortus” ist das lateinische Wort für ­„Garten” und spielt auf unseren Schul­namen „Campus di Monaco” an. Campus ist lateinisch für „Feld” und bezeichnet einen Bildungsort. „Di Monaco” ist italienisch und bedeutet „von München”. Wir sind also ein ­Münchner Bildungsort, der jetzt auch einen Münchner Garten betreibt.

 Wo soll der Garten entstehen und was soll dort künftig alles aufgebaut werden?

Der Gemeinschaftsgarten befindet sich zwischen dem Life-Einkaufszentrum und unserem Schulgebäude in der Albert-Schweitzer-Straße 68−68a. Mit dem ­Garten wollen wir die Biodiversität erhöhen und Lebensräume für Mensch und Natur verbessern. Bereits zu sehen ist ein überdachter Bereich für Schatten und Regenschutz. Auf dem Dach sind Photovoltaik­paneele integriert, sodass man Smartphone oder Ähnliches laden kann. Unter dem ersten gepflanzten Apfelbaum der Sorte „Roter ­Aloisius“ lässt es sich schon gut ratschen und die ersten Beerenbüsche sind auch schon gepflanzt. Sechs bis sieben ­heimische Obstbäume kommen noch dazu. In einem Teil des Gartens werden Permakulturbeete angelegt, beispielsweise mit Lasagne-, Hügel- und Schlüssellochbeeten. Wem das jetzt nichts sagt, kann sich an Schautafeln vor Ort ­informieren oder mit uns ins Gespräch kommen. Weiter wurden und werden Hochbeete gemeinsam mit der Nachbarschaft gebaut und angelegt. Sie werden dann nachhaltig und ökologisch bewirtschaftet. Das Material sowie Saatgut und Jung­pflanzen werden von uns zur ­Verfügung gestellt.

Wie wird das Projekt organisiert und finanziert?

Wir haben mit Green City e. V., der Hochschule München und dem EU-Projekt Creating NEBourhoods Together gemeinsam an der Idee gefeilt. Mit dem Stadtteilmanagement der MGS im Quidde35 haben wir Kalkulation und Lageplan erstellt und die notwendigen Genehmigungen geprüft. Aus dem Verfügungsfonds ­Neuperlach erhalten wir für unsere Sachkosten eine Förderung. Die Fläche, die nicht Teil unseres Mietvertrages des Gebäudes war, haben wir zu einem fairen Preis von der benachbarten Wohnungseigentümer*innen­gemeinschaft anmieten können. Im Oktober konnten wir unser Konzept auf deren Eigentümer*innenversammlung vorstellen und sie haben es begrüßt. Die innovative Überdachung wurde auch durch das NEBourhoods-Projekt errichtet und finanziert, das hätten wir allein nie geschafft. Die Verschattungsarchitektur ist von ­­str.ucture geplant und gebaut und hat einen Bauantrag erfordert. Wir haben auch erste Kooperationen mit Kulturbunt e. V., dem Betreiber des benachbarten Kulturhauses Neuperlach in der Albert-Schweitzer-Straße 62 im 1. Stock, geschlossen. 

Um die tägliche Arbeit kümmere ich mich. Wir binden die Schüler*innen ein. In unserer Schule arbeiten auch die Eltern monatlich einige Stunden an Schulprojekten mit − bei 321 Schüler*innen ist das eine große Ressource. Die Anwohner*innen haben wir schon zu einem ersten Auftakt mit einem Briefwurf eingeladen und eine Infotafel am Fußweg erläutert unsere Idee.

In Summe war es sehr viel mehr Arbeit als ich dachte, um den Garten erst einmal zu etablieren. Das wird auch noch bis nächstes Frühjahr dauern, aber eine gute Vorbereitung führt dann zu einer guten Ernte. Wir sind hier jedenfalls langfristig aktiv, der Mietvertrag für den Garten läuft zehn Jahre. Schüler*innen und Eltern arbeiten tatkräftig mit. Daher werden wir hier einen positiven Beitrag zur Nachbarschaft leisten können.

Wie kann man mitmachen?

Grundsätzlich kann jede*r mitmachen. Wir haben Platz für 15 Hochbeete, die wir mit den Interessenten bis Februar gemeinsam bauen wollen. Das Material dazu wie Holz, Scharniere, Schrauben, Äste, Erde, Kompost und Samen oder Jungpflanzen sowie Werkzeug stellen wir, sodass man außer Zeit und etwas Arbeit nichts investieren muss. Dadurch verpflichtet man sich aber, nachhaltig zu gärtnern, das Beet zu pflegen und einen kleinen Teil der Ernte zur Saatgutgewinnung der Gartengemeinschaft zur Verfügung zu stellen.

Da wir nachhaltig gärtnern, sollte man an naturnahen Anbaumethoden interessiert sein. Wir wollen weitgehend mit samenfesten Pflanzen arbeiten, damit Saatgut für die nächste Saison gewonnen werden kann. Naturnahe Gärten sehen anders aus als Parkanlagen oder Vorgärten in Reihenhaussiedlungen, man sollte also wissen, dass es vermeintlich unaufgeräumte Bereiche und hohe Wiesen gibt. Das ist keine Faulheit, sondern Mittel zum Ziel, die Biodiversität zu erhöhen, und darin liegt eine große Schönheit.

Eine gewisse Barrierefreiheit haben wir auch eingeplant und in Bereichen schon umgesetzt, sodass man auch mit Rollator oder Rollstuhl in den Garten kommen und sich dort fortbewegen kann. Wir halten auch Platz für ein sogenanntes „Rollibeet“ frei, das es Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, ermöglicht zu Gärtnern.

Wann geht es los und wo bekommt man weitere Informationen?

Wir werden uns regelmäßig etwa alle zwei Wochen mittwochs um 17 Uhr treffen. Wer Lust hat, kommt einfach mal vorbei. Es wird keiner zum Garteln verpflichtet, man kann auch einfach nur ratschen oder dem wuseligen Treiben beiwohnen. Über die genauen Daten und zusätzliche Veranstaltungen informieren wir an der Infowand direkt im Garten und über einen E-Mail-Newsletter − zur Anmeldung bitte eine E-Mail an mich schicken. Anregungen und Wünsche kann man auch in unseren Briefkasten am Geräteschuppen einwerfen. Ansonsten einfach vorbeikommen, es ist bestimmt jemand im Garten!

Interview: Florian Mayr
MGS Stadtteilmanagement Neuperlach


Aktuelle Ausgabe #9 Januar 2025

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Ausgabe #10 erscheint vsl. im Juni 2025

Die Stadtteilzeitung Neuperlach

Die Stadtteilzeitung Neuperlach informiert zweimal im Jahr über die Stadtteilsanierung Neuperlachs. Ziel der Stadtteilzeitung ist es, kommunales Handeln in der Stadtteilentwicklung zu erläutern. Berichtet wird über Themen, die den Sanierungszielen des integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts Neuperlach dienen. Dabei stellen Projekträger*innen ihre Arbeiten aus erster Hand vor.

Die Stadtteilzeitung Neuperlach erscheint in einer Auflage von ca. 11.000 Stück, wird im Sanierungsgebiet Neuperlach Nord kostenfrei an alle Haushalte verteilt und liegt in Gemeinbedarfseinrichtungen in Neuperlach aus.

Die Stadtteilzeitung Neuperlach wird herausgegeben von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) im Auftrag des Referats für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München. Die Redaktion übernimmt das MGS Stadtteilmanagement Neuperlach im Quidde35 – Raum für Stadtsanierung. Die Redaktion behält sich vor Beiträge zu kürzen oder abzulehnen. Es besteht kein Anspruch auf Publikation.