Neues Gesundheitsangebot im Lätare-Zentrum

Im Lätare-Zentrum an der Lätare-Kirche in der Quiddestraße 15 hat das ­Gesundheitsreferat der Landeshauptstadt München den GesundheitsTreff Neuperlach eröffnet. Der GesundheitsTreff berät zum Thema Gesundheit und führt einzelne Untersuchungen durch.

Der GesundheitsTreff Neuperlach ist ein Ziel des Integrierten Stadtteil­entwicklungskonzepts Neuperlach. Der Standort am Lätare-Zentrum unterstützt das Ziel, dieses Areal an der Quidde­straße 15 wieder als Zentrum für nachbarschaftlichen Austausch zu stärken. Der ­GesundheitsTreff Neuperlach und die Erneuerung des Lätare-Zentrums werden durch das Städtebauförderungsprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung” mit Mitteln des Bundes und des ­Freistaats Bayern gefördert sowie durch die Landeshauptstadt München kofinanziert. Betrieben wird der GesundheitsTreff vom Gesundheitsreferat, welches auch die laufenden Kosten finanziert.

Die Aufgaben des GesundheitsTreffs erläutern im Interview Dr. med. Marco Scelsi, Allgemeinmediziner und Teamleitung, Ingvelde Theisen und Anja Leder, Sozialpädagoginnen, und Astrid Schofhauser, Medizinische Fachangestellte (MFA).

Was ist das Ziel des ­GesundheitsTreffs Neuperlach?

Dr. med. Marco Scelsi: Es geht darum, gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern. Unser Angebot ist für jede*n und kostenfrei. Wir sind prinzipiell für alle da, jedoch speziell für Menschen, die sozial benachteiligt und finanziell schwächer aufgestellt sind. Unsere Ausrichtung ist, denjenigen zu helfen, die durch das gesundheitliche Versorgungsnetz fallen. Die Gesundheits­Treffs haben die Aufgabe, Lücken im öffentlichen Gesundheitswesen der Stadt München vor Ort zu schließen. Das wollen wir durch Kooperationen mit Ärzt*innen, Geburtshelfer*innen, Krankenhäusern und anderen medizinischen und sozialen ­Einrichtungen erreichen.

Wir haben das Glück, dass wir auf ­Erkenntnisse des Gesundheitsmanagements des Projektes „Gesund vor Ort“ vom Gesundheitsreferat zurückgreifen können. Hier wurden bereits die sozialen Akteure und Bedarfe sowie Daten wie Altersstruktur, Ärztedichte, Armutsrisiko und Kinder pro Familie analysiert.

Was ist Euer beruflicher Hintergrund und wie arbeitet Ihr zusammen?

Dr. med. Marco Scelsi: Ziel des GesundheitsTreffs ist die Verknüpfung von Angeboten aus dem medizinischen Bereich mit dem sozialen Bereich und umgekehrt. Die Besonderheit im GesundheitsTreff ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Medizin und Soziales gehen Hand in Hand. Ich bin als Allgemeinmediziner die Teamleitung, meine Aufgaben sind ärztliche Beratung und die Vernetzung mit Fachpersonal im Stadtteil. Der GesundheitsTreff hat keine Kassenzulassung. Hier wird keine Versichertenkarte benötigt. Wir behandeln hier also nicht, unser Fokus liegt vielmehr auf Beratung, Vermittlung und Untersuchung. Auch für uns gilt dabei die ärztliche Schweigepflicht.

Ingvelde Theisen: Wir beiden Sozial­pädagoginnen haben hier einen ­medizinischen Schwerpunkt. Gesundheit hängt immer auch von den konkreten ­Lebensbedingungen ab, dem Wohnort, dem Familienstand sowie dem Einkommen. Daher gehen wir mit einem ganzheitlichen Blick an die Sache heran. Wir unterstützen dabei, Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten. Das machen wir durch Beratung, aber auch durch gemeinsame Terminvereinbarung. Wir können auch den Dolmetscherdienst nutzen, der bei Klinikbesuchen begleiten kann.

Was bietet Ihr im GesundheitsTreff ­Neuperlach konkret an?

Dr. med. Marco Scelsi: Unsere medizinische und soziale Beratung je nach individueller Anforderung findet ja immer statt. Wir können hier auch versäumte Impfungen nachholen und bieten eine generelle Impfberatung an. Ohne Masernimpfung dürfen Kinder nicht in die Schule oder den Kindergarten. Ähnlich ist es mit den Vorsorgeuntersuchungen für Kinder. Die Vorsorgeuntersuchung ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Wenn aber der Zeitraum dafür verstreicht, wird sie nicht bezahlt und dann häufig nicht gemacht. Im GesundheitsTreff wird regelmäßig eine Kinderärztin tätig sein, die versäumte Kinder-Vorsorgeuntersuchungen nachholen kann. So können wir diese Versorgungslücken schließen, ohne den bestehenden Angeboten Konkurrenz zu machen.

Anja Leder: Auch Phasen von chronischen Erkrankungen begleiten wir und bieten Hilfe an. Das wird nur begrenzt durch die Krankenkassen abgedeckt. Wir unterstützen darüber hinaus bei medizinischen Anträgen und helfen bei der Suche nach spezifischen Fachärzten. Wir verstehen uns hier als Lots*innen: Wo gibt es eine professionelle Beratungsstelle? Wo erfolgt die Weiterversorgung? Vielleicht braucht er eine Kur oder eine Reha? Angedacht ist auch, dass wir Bewegungsangebote, thematische Sprechstunden und Vorträge anbieten.

Astrid Schofhauser: Wir bauen auch ein Netzwerk von Gesundheitslotsinnen auf. Das sind Frauen mit Fremd­sprachenkenntnissen, die Menschen unterschiedlicher Kulturen bei Fragen zum Gesundheits­system ehrenamtlich unterstützen. Gesundheitslotsinnen erhalten über einige Monate Schulungen in sozialen und gesundheitlichen Bereichen. Aktuell richtet sich das Angebot primär an Frauen und wird durch Donna Mobile e. V. organisiert. Das Konzept hat sich in Riem und am Hasenbergl bereits bewährt.

Was gibt es hier für Räume?

Astrid Schofhauser: Wir haben einen Empfangsbereich, wo sie auf mich treffen. Ich nehme die Menschen in ­Empfang und leite sie entsprechend ihrer ­Anliegen ins Beratungszimmer oder in den ­Untersuchungsraum. Als MFA kann ich bei vielen Fragen bereits weiterhelfen, wenn es ­beispielsweise um die Auskunft zu Kranken­transportkosten geht.

Was sind die größten ­gesundheitlichen Probleme im Viertel?

Dr. med. Marco Scelsi: Das sind zum einen psycho­soziale Belastungen, also Leiden, die zugleich das persönliche ­Empfinden und das Verhalten in Gemeinschaft ­betreffen. An erster Stelle stehen hier die Einsamkeit und Folgeerscheinungen von chronischen Krankheiten. An zweiter sind es die ­sogenannten Wohlstandskrankheit wie Blutdruck, Diabetes, Schlaganfall­risiko, Übergewicht, Suchterkrankung. Das gilt natürlich für die gesamte westliche Gesellschaft und nicht im Besonderen für Neuperlach, aber hier wohnen mehr Senior*innen, wodurch sich diese Erkrankungen etwas häufen. Zudem hängen Armut und Krankheit oft zusammen. Arme Leute sind häufiger (chronisch) krank, und wer (chronisch) krank ist, ist auch potenziell mehr von Armut bedroht. Im Sozialmonitoring und im Armutsbericht des Sozial­referates ist Neuperlach hier hervorgehoben. Daher profitiert Neuperlach von diesem neuen Angebot.

Interview: Florian Mayr,
MGS Stadtteilmanagement Neuperlach

Fotos

  1. Das Team des GesundheitsTreffs von links nach rechts: Ingvelde Theisen, Dr. med. Marco ­Scelsi, Anja Leder, ­Astrid Schofhauser
  2. Bei der Eröffnung Ende November 2024, von links nach rechts: Anette Gröger ­(Gesundheitsreferat), Klaus Gruzlewski ­(Pfarrer Lätare-Gemeinde), Dr. med. Marco Scelsi ­(Leitung GesundheitsTreff), Verena Dietl ­ (3. Bürgermeisterin), Beatrix Zurek (Leitung Gesundheitsreferat)
    Fotos: Florian Mayr – MGS

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Gesundheitslotsinnen geben Tipps zu Gesundheitsthemen: Wo gibt es passende Ärzt*innen? Welche Impfungen sind nötig? Welche Untersuchungen sind Leistungen der Krankenkassen? ­Gesundheitslotsinnen hören zu, erklären oder helfen Gleichgesinnten. Der GesundheitsTreff hilft dabei. 

Das bringen Sie mit:

  • Sie beherrschen neben Deutsch noch 
  • eine weitere Sprache. 
  • Ihnen ist es wichtig, Gleichgesinnten zu helfen.Sie benötigen kein medizinisches Vorwissen.

Das bekommen Sie:

  • eine umfangreiche Schulung
  • Aufwandsentschädigung als Bezahlung

Kontakt

GesundheitsTreff Neuperlach
Quiddestr. 15
089 / 45 35 00 18
muenchen.de/gesundheitstreff
gesundheit-neuperlach.gsr@­muenchen.de

Öffnungszeiten:
Montag – Mittwoch 9 – 15 Uhr
Donnerstags 9 – 17 Uhr
Freitags 9 – 12 Uhr (telefonische Beratung)


Ausgabe #9 Januar 2025

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Die Stadtteilzeitung Neuperlach

Die Stadtteilzeitung Neuperlach informiert zweimal im Jahr über die Stadtteilsanierung Neuperlachs. Ziel der Stadtteilzeitung ist es, kommunales Handeln in der Stadtteilentwicklung zu erläutern. Berichtet wird über Themen, die den Sanierungszielen des integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts Neuperlach dienen. Dabei stellen Projekträger*innen ihre Arbeiten aus erster Hand vor.

Die Stadtteilzeitung Neuperlach erscheint in einer Auflage von ca. 11.000 Stück, wird im Sanierungsgebiet Neuperlach Nord kostenfrei an alle Haushalte verteilt und liegt in Gemeinbedarfseinrichtungen in Neuperlach aus.

Die Stadtteilzeitung Neuperlach wird herausgegeben von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) im Auftrag des Referats für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München. Die Redaktion übernimmt das MGS Stadtteilmanagement Neuperlach im Quidde35 – Raum für Stadtsanierung. Die Redaktion behält sich vor Beiträge zu kürzen oder abzulehnen. Es besteht kein Anspruch auf Publikation.