50 Jahre Freizeit im ZeitFrei

Eine Einrichtung, fast so alt wie ­Neuperlach, feiert 50-jähriges Jubiläum. Der Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei in der Kurt-Eisner-Straße 28 blickt auf eine turbulente und produktive Zeit mit Namensänderungen, Orts­wechseln und Zusammenführungen zurück. 

Der Behelfsbau der Supermarkt Filiale „Katra“ vor Fertigstellung des Marx-Zentrums in der Grünfläche am Karl-Marx-Ring. ­Zwischen 1976 und 1984 bis zum Abriss war dies der Standort des selbstverwalteten Stadtteilzentrum Neuperlachs für Jugendliche.
© KJR München, ca. 1978
Der erste Standort des ­Bewohnerzentrums von 1974 bis 1984 in der Grünanlage am Karl-Marx-Ring – ebenfalls in temporären Behelfsbauten des Einzelhandels.
© KJR München, ca. 1976

Das Bewohnerzentrum (BWZ) von 1974 bis 2014 – der heutige Kindertreff

Bereits 1972 wurde durch die pädagogische Fachbasis, von Bürgerinitiativen sowie aktiven Anwohner*innen eine Begegnungsstätte für die Nachbarschaft gefordert. Der Arbeitstitel „Bewohnerzentrum” (BWZ) wurde schnell zum Programm. Als eine Finanzierung durch die Landeshauptstadt München erteilt wurde, bot sich der Kreisjugendring als Träger für das BWZ an. Ein Holzbau der Olympischen Spiele von 1972 diente dann schließlich über zehn Jahre lang als Behelfsbau für dieses Projekt. Der Standort befand sich in der Grünfläche am Karl-Marx-Ring. Häufige Einbrüche, Hitze im Sommer und Kälte im Winter bestimmten den Arbeitsalltag unter dem Blechdach. Aber besser als nix.

1984 konnte schließlich der Neubau in der Kurt-Eisner-Straße 28 eröffnet werden. Bei den Malerarbeiten und der Einrichtung des Hauses hatten Personal und Jugendliche tatkräftig mitgewirkt. Das Haus bietet seither nicht nur dem offenen Kindertreff und Kinderbistro mehr Platz, sondern auch den vielen Nutzergruppen, wie einem Kindergarten und einer Spielstube am Vormittag, den Hobbygruppen am Abend sowie den Partys und Familienfeiern am Wochenende. Der große Saal bietet nicht nur bei Schlechtwetter beste Voraussetzungen für sportliche und gesellige Angebote und Veranstaltungen.

1990 wurde die große Tarzanschaukel in Betrieb genommen – dies nach jahrelanger Probe- und Entwicklungsphase. Die Wasserrutsche auf dem Schlittenhügel komplettierte das Angebot auf dem kleinen, aber sehr schönen Freigelände des BWZ. 

Mit der Zeit ergaben sich dann kontinuierliche räumliche Veränderungen. So wurde das Fotolabor zum Computerraum und die Holzwerkstatt zum Koch- und Gruppenzimmer. Der Töpferraum wurde für Sprachkurse genutzt und ist heute ein Multifunktionsraum. Die Saalkammer mit Miniküche wurde angebaut, um den Bedürfnissen bei großen Festen gerecht zu werden.

Das Selbstverwaltete Stadtteilzentrum (SSZ) von 1976 bis 2009 – der heutige ­Jugendtreff

In den 1970er Jahren gab es im jungen Stadtteil wenige Angebote für junge Menschen. Auf der Suche nach Lösungen fehlte es jedoch an geeigneten Räumlichkeiten. So entstand die Katra-Initiative. Katra war ein früherer Supermarkt, der bis zur Fertigstellung des Marx-Zentrums in einem Interimsbau im Grünzug nördlich des Karl-Marx-Rings untergebracht war. Die Katra-Initiative wollte nach dem Auszug des Super­marktes die leerstehende Baracke weiter nutzen. Nach langen Verhandlungen kaufte die Stadt München die Baracke an und der Verein Selbstverwaltetes Stadtteilzentrum (SSZ) e.V. wurde gegründet, mit dem Ziel, die Trägerschaft hierfür zu organisieren. Parallel nahm die Stadt Verhandlungen mit dem Kreisjugendring München-Stadt (KJR) auf.

1976 wurde zwischen Stadt und KJR vertraglich vereinbart, während zwei Jahren zu testen, einen Jugendtreff selbstverwaltet zu organisieren. Aus diesem Test entstand das SSZ, beheimatet in der ehemaligen Katra-Baracke im Grünzug am Karl-Marx-Ring. Zu Beginn 1979 wurde eine zweite Sozialpädagog*in bewilligt, doch im März brannte das SSZ dann vollständig aus. Der Wiederaufbau war Ansporn zum Neubeginn. Das SSZ wurde im Dezember 1979 wiedereröffnet. Aufgrund von anhaltenden Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft wurde jedoch deutlich, dass das SSZ einen spezifischen dauerhaften Ort finden müsse – den geplanten Neubau an der Kurt-Eisner-Straße 28. Hier fanden BWZ und SSZ schließlich 1984 zusammen und das SSZ wurde vom „ungeliebten Kind" zum Vorzeigeobjekt in Sachen Mitbestimmung von Jugendlichen.
In den neuen, größeren Räumlichkeiten wurde schnell deutlich, dass das Pädagog*innenteam nicht ausreichte, um das Haus zu betreuen. So kam 1987 ein*e weitere hauptamtliche Pädagog*in hinzu, die auch die Mädchenarbeit weiterentwickelte. Zu Beginn der 1990er Jahre war das SSZ mit den Herausforderungen einer zunehmenden  Drogenproblematik konfrontiert. Es wurden spezielle Regeln und Präventionsprojekte entwickelt. Zum Ende des Jahres 1993 gelang es nach kurzer Krisenzeit mit Hilfe engagierter Besucher*innen, wieder ein breitgefächertes Angebot aufzustellen.
 

Ab 2001 wurde im Hause diskutiert, ob die Selbstverwaltung durch eine Leitung ergänzt werden solle. Daraufhin wurde eine Teamkoordinatorin ernannt, doch eine längere Unterbesetzung des Teams führte zu Frustration und letztendlich auch zur verringerten Partizipationsbereitschaft auf Seiten der Besucher*innen. Gleichzeitig wurden die Bemühungen um eine Nachtöffnung intensiviert, und das SSZ wurde Partner beim Nightball-Basketball-Projekt in Neuperlach. Der Fokus der Einrichtung verlagerte sich nun auf den offenen Treff, während neue Angebote wie eine Wandzeitung, ein Musikwettbewerb und Thaibox-Training auch das Interesse von Mädchen und jungen Frauen weckten. Ab 2003 wurden strukturierte Angebote und Beratungshilfen eingeführt und die Öffnungstage auf Dienstag bis Samstag verlegt. Ein neues Mitbestimmungsmodell und ein Gewaltschlichterprojekt wurden gestartet, bei dem auch die benachbarte Mittelschule an der Albert-Schweitzer-Straße beteiligt war. 2004 wurde ein neues Mitbestimmungskonzept eingeführt. Die Wahl der Vertreter*innen lief noch erfolgreich ab, jedoch ließ das Interesse aller Beteiligten kurz danach schnell nach. Eine formelle Mitbestimmung der Jugendlichen konnte ab dann nicht mehr gewährleistet werden. Es begann der Übergang vom Modell der Selbstverwaltung zu einem „klassischen” Jugendtreff.

Anfang 2005 führte die geringe Besetzung des SSZ zu verkürzten Öffnungszeiten. Wegen notwendiger Brandschutzsanierungen, sowie anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Einrichtung wurden weitgehende Renovierungsmaßnahmen eingeleitet. Zwischen Januar und März 2006 musste das SSZ wegen Umbau geschlossen bleiben. Die Jugendlichen wurden aktiv in die Zukunftsgestaltung des SSZ einbezogen. Das Alter der Zielgruppe wurde auf 13 bis 20 Jahre geändert, was gut von den Besucher*innen angenommen wurde. Raumüberlassungen wurden eingeführt, da die Selbstöffnung immer weniger genutzt wurde. Gleichzeitig wurden die Mädchen- und Medienarbeit sowie das Beratungsangebot für Jugendliche zur Unterstützung beim Übergang von Schule zu Beruf wiederbelebt. 

2009 wurde das SSZ zu „Jugendtreff ­RamPe” umbenannt. Das Wortspiel ­„RamPe” war die Abkürzung für den Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach.

Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei – 2017 bis heute

Im Rahmen der Organisationsentwicklung im Kreisjugendring München-Stadt wurden das BWZ Neuperlach und der Jugendtreff RamPe im Jahr 2017 zu einer Einrichtung zusammengelegt. Die Gesamtleitung übernahm die bisherige Leitung des BWZ, Anja Ohlsson. Mit der Fusionierung der beiden Einrichtungen musste auch ein neuer Name gefunden werden. So wurde 2019 abgestimmt für „Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei”. Um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder, Teenager, Jugendlichen und jungen Erwachsenen abzudecken, sind der Kinderbereich und der Jugendbereich räumlich getrennt und haben unterschiedliche Öffnungszeiten. ×

Text: Anja Ohlsson – KJR München

Der Neubau von 1984 in der Kurt-Eisner Straße 28 für BWZ und SSZ, in dem heute der Kinder- und Jugendtreff ­ZeitFrei beheimatet ist.
© KJR München, 1984

Kontakt

Kurt-Eisner-Straße 28
089 / 67 04 850
zeitfrei(at)kjr-m.de
zeitfrei-muenchen.de
Facebook: KJTZeitFrei
Instagram: kjtzeitfrei

Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei

Der Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei ist eine stadtteilorientierte, offene Einrichtung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von 6 bis 21 Jahren in der Kurt-Eisner-Straße 28 in Neuperlach. Die Trägerschaft der Einrichtung liegt beim Kreisjugendring München-Stadt (KJR). Finanziert wird der Betrieb durch das Stadtjugendamt im Sozialreferat der Landeshauptstadt München. 

Die Schwerpunkte der Einrichtung liegen auf dem offenen Kinder- sowie Jugendtreff, verbindlichen Ferien­angeboten und -fahrten, Verleih und Raumüberlassungen, der geschlechtsspezifischen und interkulturellen Arbeit sowie auf bedarfsorientierten Aktionen und Projekten. Die Einrichtung verfolgt bei allen Angeboten stets einen ­inklusiven sowie partizipatorischen Ansatz.

Öffnungszeiten des Kinderbereichs (6 bis 13 Jahre):
Montag:13:00 – 17:30 Uhr
Dienstag: 13:00 – 17:00 Uhr | Offener Mädchentreff 17:00 – 18:30 Uhr
Mittwoch: 13:00 – 17:00 Uhr | Offener Jungentreff 17:00 – 18:30 Uhr
Donnerstag: 13:00 – 17:30 Uhr
Freitag: 13:00 – 17:30 Uhr | optional bis 23:00  Uhr bei Geburtstagsfeiern

Öffnungszeiten des Jugendbereichs (12 bis 21 Jahre):
Dienstag: 13:00 – 18:30 Uhr
Mittwoch: 14:00 – 21:00 Uhr
Donnerstag: 14:00 – 21:00 Uhr
Freitag: 14:00 – 21:00 Uhr
Samstag: 14:00 – 18:00 Uhr


Die Stadtteilzeitung Neuperlach

Die Stadtteilzeitung Neuperlach informiert zweimal im Jahr über die Stadtteilsanierung Neuperlachs. Ziel der Stadtteilzeitung ist es, kommunales Handeln in der Stadtteilentwicklung zu erläutern. Berichtet wird über Themen, die den Sanierungszielen des integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts Neuperlach dienen. Dabei stellen Projekträger*innen ihre Arbeiten aus erster Hand vor.

Die Stadtteilzeitung Neuperlach erscheint in einer Auflage von ca. 11.000 Stück, wird im Sanierungsgebiet Neuperlach Nord kostenfrei an alle Haushalte verteilt und liegt in Gemeinbedarfseinrichtungen in Neuperlach aus.

Die Stadtteilzeitung Neuperlach wird herausgegeben von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) im Auftrag des Referats für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München. Die Redaktion übernimmt das MGS Stadtteilmanagement Neuperlach im Quidde35 – Raum für Stadtsanierung. Die Redaktion behält sich vor Beiträge zu kürzen oder abzulehnen. Es besteht kein Anspruch auf Publikation.