Im Herbst 2024 wurde am Infomobil des MGS Stadtteilmanagements an sieben Standorten kostenfrei zu Internet und digitalen Medien beraten. Auch weiterhin gibt es entsprechende Beratungsangebote.
„Weihnachten ist gerettet!“, sagt Frau Choi* mit ihren 68 Jahren. Sie packt strahlend ihren Laptop ein und zeigt den Daumen hoch. In der letzten halben Stunde hat sie im Marx-Zentrum am Infomobil von den Berater*innen der Digitalen Hilfe gelernt, wie man sicher einen Bezahldienst nutzen kann, um im Internet einzukaufen. Und – noch wichtiger für sie – auf ihrem Gerät ist nun auch ein Messenger-Dienst installiert, das heißt, sie kann ab sofort und unkompliziert ihren Liebsten in Südkorea Nachrichten schicken. „Jetzt ist sozusagen mein Leben repariert!“, verabschiedet sie sich augenzwinkernd.
Menschen zu befähigen, sich sicher und selbstständig im Netz zu bewegen, war Ziel der kostenfreien Beratung am Infomobil im öffentlichen Raum. Während sieben Wochen hat das Projekt Digitale Hilfe des Medienzentrums München des JFF-Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis an sieben unterschiedlichen Orten beraten. Von September bis Oktober war das Infomobil im Ostpark, am Life-Einkaufszentrum, an der U-Bahn Therese-Giehse-Allee, am Bahnhof Neuperlach-Zentrum, am Theodor-Heuss-Platz, am Sudermann-Zentrum sowie im Marx-Zentrum im Einsatz. Koordiniert wurde das Projekt durch die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS). Finanziert und beauftragt wurde es durch das Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München auf Grundlage des integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts Neuperlach.
Dabei war der Umgang mit mobilen Geräten, die vor Ort auch getestet werden konnten, ein gefragtes Thema: Wie kann ich die Lautstärke eines Handys einstellen? Wie die Schrift größer machen? Wie übertrage ich Daten, zum Beispiel Fotos, auf den Laptop? Und was, wenn ein Bildschirm einfach nicht so reagiert wie erwartet? Diese Fragen konnten mit oder ohne Termin am Infomobil beantwortet werden.
Das Publikum der Digitalen Hilfe ist großteils älter als 50 Jahre, bestätigt die 25-jährige Beraterin Chiara. Viele Menschen berichten von ihren Hemmungen, sich mit solchen Fragen an Familie oder Freund*innen zu wenden, zum Beispiel aus Angst vor genervten Reaktionen.
Dies kann sogar dazu führen, dass sie ihre Nutzung der digitalen Medien einschränken. Eine solche Zurückhaltung kann jedoch den Zugang zu gesellschaftlicher Integration beeinträchtigen – in einer Zeit, in der Speisekarten über QR-Codes, Fahrplanänderungen über Apps oder Bildungsveranstaltungen über Videozugang abrufbar sind. Bei der Digitalen Hilfe nimmt sich das beratende Team viel Zeit, um Berührungsängste abzubauen. Wer kein eigenes Gerät mitbringt, kann vor Ort kostenlose Testgeräte nutzen.
„Man fühlt sich ja sonst so abgehängt!“, berichtet Frau Berger*, 79. Sie kommt schon zum zweiten Mal zum Infomobil, diesmal am Theodor-Heuss-Platz. Das Smartphone in ihrer Hand hat sie von ihrem verstorbenen Mann übernommen. Früher habe der sich um sowas gekümmert. „Ich hatte Angst, dass ich was falsch mache“, erzählt Frau Berger. „Aber ich wollte so gerne wissen, wie der Terminkalender im Handy funktioniert.“ Die Anleitungen aus der ersten Beratung konnte sie auf einem Notizzettel mitnehmen: „Ich habe es zuhause gleich weiter ausprobiert!“ Inzwischen hat sie Spaß am Gerät gefunden, kann auch Kurznachrichten einer Freundin beantworten und hat heute mit Hilfe der Beraterinnen die Navigator-App der Deutschen Bahn mit ihrer Bahncard verknüpft, damit sie online Fahrkarten kaufen kann. Auf diese Weise spart sie sich das Warten am Schalter – nur ein Beispiel dafür, wie Apps gerade älteren Menschen das Leben erleichtern können.
Nicht zuletzt sind Sicherheit und Datenschutz ein großes Thema bei der Digitalen Hilfe. „Sehr häufig vergessen Menschen ihre Passwörter“, erzählt die 23-jährige Beraterin Anina. Sie lassen sich aber wiederherstellen und mit ein paar Tipps in Zukunft auch besser merken (siehe Infobox). Wenn Menschen, die in der digitalen Welt unerfahren sind, in solchen Punkten zum Beispiel in Verkaufsstellen an unprofessionelle Ratgeber*innen geraten, sind sie angreifbar, wissen die Berater*innen. Anlaufstellen, die unabhängig zu digitalen Medien beraten, füllen deshalb eine wichtige Lücke. Das hat die Nachfrage am Infomobil Neuperlach einmal mehr gezeigt.
* Die Namen der beteiligten Personen wurden aus redaktionellen Gründen verändert, um ihre Anonymität zu wahren.
Anna Schneider,
Medienzentrum München des JFF − Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Für den Zugang zu E-Mail-Postfach oder Online-Banking müssen Passwörter vergeben werden. Diese sollten mehrere Kriterien erfüllen, um möglichst sicher zu sein. Sie sollten bestehen aus:
Je länger und unterschiedlicher, umso besser. Aber wie soll man
sich die Kombination dann noch merken? Wählen Sie einen einprägsamen Satz und verwenden Sie die Anfangsbuchstaben.
Meine Tochter ist 1974 geboren, als Deutschland Fußball-Weltmeister wurde.
Das Passwort würde lauten: MTi1974g,aDF-Ww
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Die Stadtteilzeitung Neuperlach informiert zweimal im Jahr über die Stadtteilsanierung Neuperlachs. Ziel der Stadtteilzeitung ist es, kommunales Handeln in der Stadtteilentwicklung zu erläutern. Berichtet wird über Themen, die den Sanierungszielen des integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts Neuperlach dienen. Dabei stellen Projekträger*innen ihre Arbeiten aus erster Hand vor.
Die Stadtteilzeitung Neuperlach erscheint in einer Auflage von ca. 11.000 Stück, wird im Sanierungsgebiet Neuperlach Nord kostenfrei an alle Haushalte verteilt und liegt in Gemeinbedarfseinrichtungen in Neuperlach aus.
Die Stadtteilzeitung Neuperlach wird herausgegeben von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) im Auftrag des Referats für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München. Die Redaktion übernimmt das MGS Stadtteilmanagement Neuperlach im Quidde35 – Raum für Stadtsanierung. Die Redaktion behält sich vor Beiträge zu kürzen oder abzulehnen. Es besteht kein Anspruch auf Publikation.