Stadtteilzeitung Neuperlach

Ansichten der Baustelle vom Juni 2025.
Fotos: Florian Mayr – MGS

Wie entstand die Planung?

Im Vorfeld der Planung wurde eine Bürger*innenbeteiligung durch die BHB Unternehmensgruppe gemeinsam mit der Landeshauptstadt München (LHM) durchgeführt, um Ideen für die zukünftige Gestaltung der Freifläche zu sammeln, unter anderem in Workshops im Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei in der Kurt-Eisner-Straße. Dabei wurden großzügige Grünflächen und viele, dicht gepflanzte Bäume gewünscht. Wichtig war den Neuperlacher*innen auch, dass der Platz aufgewertet wird und viele Sitzmöglichkeiten sowie Flächen für Spiel und Sport geschaffen werden. Auch einen Trinkwasserbrunnen und die Wiederaufstellung der vorhandenen Kunstobjekte wünschten sich die Befragten. Außerdem war den Bürger*innen wichtig, dass Rücksicht genommen wird auf die Spatzenkolonie, die ihren Lebensraum auf dem Areal hat. Grundlage für die entstehende öffentliche Grünfläche ist der 2016 vom Stadtrat der LHM beschlossene Bebauungsplan Nr. 1609, der in der Mitte der Bebauung am Hanns-Seidel-Platz eine öffentliche Grünanlage mit Kinderspielplatz vorsieht. Der Bebauungsplan regelt die Rechte und Pflichten der Eigentümer*innen. Wie hoch darf wo gebaut werden? Welche Nutzungen sind wo möglich? Wie viele geförderte Wohnungen sind zu errichten? Welche Freiflächen und Wege sind zu erstellen? Das Planungsinstrument der sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) regelt in München, dass Privateigentümer*innen zum einen geförderten Wohnraum errichten müssen und zum anderen auch an den Herstellungskosten für den Allgemeinbedarf beteiligt werden können. Das beinhaltet Straßenerschließungen, Freiflächen, Kindertagesstätten und Ähnliches. Diese Vereinbarungen werden in einem städtebaulichen Vertrag zwischen LHM und Bauträgern festgesetzt. Am Hanns-Seidel-Platz betrifft das etwa die öffentliche Grünfläche: Diese wird anteilig durch die BHB Unternehmensgruppe finanziert und realisiert. Sobald die Grünanlage fertiggestellt ist, wird sie zum vollständigen Eigentum der LHM, die sich dann regulär um Unterhalt und Pflege kümmert.

Zwei Bauabschnitte

Die Grünanlage wird insgesamt 4.720 m² groß sein und in zwei Bauabschnitten erstellt. Der erste, größere Teil mit 3.400 m² ist gerade im Bau und soll bis August 2025 nutzbar und bis zum Herbst fertiggestellt sein. Er umfasst die Fläche zwischen Perlach Plaza und den angrenzenden Wohngebäuden. Der zweite, kleinere Bauabschnitt umfasst die nördliche Anbindung und kann erst umgesetzt werden, sobald das geplante städtische Bürger- und Kulturzentrum errichtet ist. Die öffentliche Grünfläche soll dann durch eine große begrünte Treppe in das Untergeschoss des Perlach Plaza und die U-Bahnstation weitergeführt werden. Bis dahin wird der erste Bauabschnitt an die Zwischennutzung „Neuperland” angeschlossen.

Wiesen, Waldschollen und Spielplätze

Im ersten Bauabschnitt entstehen Aufenthalts- und Spielflächen, es werden 60 Bäume gepflanzt und ein beliebtes Kunstwerk erhält wieder seinen angestammten Platz. In der Mitte des Hanns-Seidel-Platzes entstehen zwei Rasen- und Wiesenflächen, die durch einen asphaltierten Weg getrennt sind. Zwei sogenannte Waldschollen mit hoch wachsenden Bäumen entstehen und gliedern die Grünfläche.

Im Norden wird eine 800 m² große Waldscholle angelegt und mit heimischen Bäumen und artenreichen Blühstauden bepflanzt. Um einen ungestörten Lebensraum für die Vogel- und Insektenwelt zu schaffen, wird die Scholle leicht erhöht mit einer umlaufenden Sitzmauer errichtet. Im Nordosten der großen Rasenfläche werden Drehliegen aus Holz im Schatten der Bäume platziert, hier bilden Bäume eine Abschirmung zur Wohnbebauung. Zum Perlach Plaza hin wird die Fläche offen gestaltet.

Die größere, südliche Waldscholle liegt ebenerdig und umrahmt einen Spielplatz für Kinder von sechs bis 13 Jahren. Der Spielplatz bietet einen großen Spielturm, eine Rutsche, Kletter- und Balanciergeräte sowie eine Vogelnestschaukel. Die umlaufende Sitzmauer macht diesen Bereich zu einem Treffpunkt. Davon abgetrennt wird es auch einen Spielplatz für Kleinkinder mit Sandkasten, Spielhaus und Wasserspiel geben. An den Spielplätzen kreuzen sich Haupt- und Nebenweg, die durch einen barrierefreien Pflasterbelag abgesetzt sind. Hier wird auch Platz zum Abstellen von Rollstühlen, Rollatoren oder Kinderwagen geschaffen. Im südlichen Teil bieten Waldwege Versteckmöglichkeiten zum Spielen. Die südliche Wiese wird als Blühwiese angelegt, die nur zweimal jährlich gemäht wird. Sie dient als Bienenweide und Lebensraum für Spatzen und weitere Tiere. Für die Spatzen werden zudem zwei geschützte Bereiche geschaffen, in denen sie im Staub baden können.

Trinkbrunnen und Kunstwerk

Erreichbar ist die Grünanlage aus allen Richtungen. Das Wegesystem der Grünfläche schließt barrierefrei an die umgebenden privaten Freiflächen an und wird gut beleuchtet. In regelmäßigen Abständen sind Sitzbänke, teilweise mit Arm- und Rückenlehnen aufgestellt. Große Abfallbehälter werden im Bereich der Sitzbänke und des Spielplatzes aufgestellt, ebenso wie Spender für Hundekotbeutel. Am nördlichen Übergang zur Zwischennutzung Neuperland wird ein Trinkbrunnen installiert. Im Süden findet das Kunstwerk „Legung III“ von Adrian Maryniak nun seinen dauerhaften Ort. Es stand über 20 Jahre auf dem Hanns-Seidel-Platz am Interimsbau des Kulturhauses Neuperlach, das 2018 rückgebaut wurde. Das Kunstwerk konnte auch während der Bauphase am Hanns-Seidel-Platz verbleiben, da sich Neuperlacher*innen für das Kunstwerk und die im Stangengeflecht lebende Spatzenkolonie eingesetzt hatten. Nun bekommt es seinen würdigen Ort und die Spatzen leben weiterhin dahin.

Tanja Franchi – Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung

 

Übersichtsplan des 1. Bauabschnitts der Grünanlage am Hanns-Seidel-Platz, die im Herbst 2025 fertiggestellt sein soll. Entwurfsverfasser: Landschaftsarchitekten Brandhoff Voß Part mbB